Frau Prof. Dr. Dreier, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Was bedeutet „25 Jahre FHM“ für Sie ganz persönlich – und für die Hochschule?
Prof. Dr. Anne Dreier: Vielen Dank! 25 Jahre Fachhochschule des Mittelstands stehen für eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Von Beginn an war das Ziel der FHM, praxisnahe, mittelstandsorientierte akademische Bildung zu etablieren. Mit Stolz können wir heute sagen: Das ist uns gelungen. Mit inzwischen neun Standorten in ganz Deutschland und der FHM Online-University haben wir eine innovative und stark nachgefragte Hochschule aufgebaut. Unser Alleinstellungsmerkmal bleibt der Mittelstand – wir sind die einzige Hochschule in Deutschland, die den Mittelstand sinnstiftend im Namen trägt.
Die FHM wurde von Deutschland Test erneut als „Beste Business School“ ausgezeichnet – worin liegt aus Ihrer Sicht das Erfolgsgeheimnis?
Prof. Dr. Anne Dreier: Aus meiner Sicht in unserer Qualität und unserem klaren Profil. Wir sind sehr praxisnah, sind eine persönliche Hochschule und qualifizieren unsere Studierenden ganzheitlich: Neben den Fachqualifikationen – wir nennen sie Professional. Skills – verlässt kein Studierender die FHM ohne Management.Skills und Smart.Skills. 98 Prozent unserer Studierenden gelingt daher ein sehr schneller Berufseinstieg. Wir investieren kontinuierlich in Studium & Lehre sowie in Forschung & Internationales, um diese Erfolge erzielen zu können. Dazu gehören Anerkennungen, wie eben die Auszeichnung „Beste Business School“. Aber auch der von uns vergebene Lehrpreis – in diesem Jahr an Prof. Stefan Finger – gehört dazu, genauso wie die neue Auszeichnung der besten KI-basierten Abschlussarbeit, mit der wir alle FHM-Studierenden ansprechen und die wir im September zum ersten Mal verleihen. Und: Wir greifen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sehr schnell auf – sei es durch die Entwicklung neuer Studiengänge oder durch die frühe Implementierung von technologischen Entwicklungen, wie aktuell Künstlicher Intelligenz oder Education Technologies in Lehre und Forschung.
Welche neuen Studiengänge bietet die FHM in diesem Jahr an?
Prof. Dr. Anne Dreier: Auch in diesem Jahr haben wir unser Studienprogramm noch einmal erweitert. Neu hinzugekommen sind die Bachelorprogramme B.A. Human Resource Management, der B.Eng. Bauingenieurwesen und der B.A. Foto & Film sowie die Masterstudiengänge M.A. Digital Transformation Management, M.Sc. Physician Assistance und der MBA EdTech Management. Auch in der FHM Online-University haben wir neue weitere Fernstudiengänge eingeführt, beispielsweise den B.Sc. Pflege & Management, den B.Sc. Hebammenwissenschaft für bereits tätige Hebammen, die eine akademische Top-Up-Qualifzierung anstreben oder den M.A. Berufspädagogik in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Wirtschaft für den Quereinstieg in das Lehramt. In der Online-University wenden wir uns insbesondere an qualifizierte Fachkräfte, die den nächsten beruflichen Schritt anstreben und hierbei zeitlich und räumlich flexibel studieren möchten. Die FHM Online-University ist eine starke Säule der FHM. Fernstudiengänge bestehen bereits seit 2011 und werden insbesondere von vielen Berufstätigen nachgefragt.
Herr Prof. Dr. Wilke, wie erleben Sie als neuer Prorektor das Studienangebot der FHM?
Prof. Dr. Claus Wilke: Die FHM holt ihre Studierenden genau dort ab, wo sie stehen – direkt nach dem Abitur, während der Ausbildung oder bereits mitten im Berufsleben. Unsere Studienangebote sind darauf zugeschnitten, individuelle Bildungsbiografien zu ermöglichen. Hervorzuheben ist die persönliche Atmosphäre, auch im Fernstudium. Besonders ist, dass auch die Online-Formate interaktiv, live, mit echtem Austausch zwischen den Professorinnen und Professoren der FHM und den Studierenden stattfinden. Lernen ist immer auch ein sozialer Prozess – dafür bietet die FHM die richtigen Rahmenbedingungen.
Wohin geht der Trend aktuell bei den Studienformen?
Prof. Dr. Claus Wilke: Die FHM setzt auf maximale Flexibilität und bietet damit den heute sehr unterschiedlichen Studierenden jeweils ein für sie passendes Studienmodell: Präsenzstudium, berufsbegleitend, dual, trial oder komplett im Fernstudium über die FHM Online-University – alles ist möglich. Interessant ist die Entwicklung der Studienformen: Die Fernstudierenden in der FHM Online-University machen heute mit mehr als der Hälfte aller Studierenden den größten Teil aus. Nur noch ein Viertel aller Studierenden sind klassisch im Präsenzstudium eingeschrieben. Das Virtuelle Live-Studium und das Kombistudium komplettieren das Angebot. Auch digital sind wir gut aufgestellt: Unser KI-gestützter Lernassistent LAICA ist inzwischen in allen Fernstudiengängen im Einsatz und unterstützt unsere Studierenden beim individuellen Lernen und bei der Prüfungsvorbereitung.
Was genau ist das Kombistudium?
Prof. Dr. Claus Wilke: Das Kombistudium wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal angeboten und wird insbesondere in diesem Jahr von vielen Studierenden gewählt. Es gibt drei didaktische Formen, aus denen sich das Kombistudium individuell nach Studiengang zusammensetzt: Präsenzstudium, Virtuelles Live-Studium und´Selbststudium in der FHM Online-University. Unsere Studierenden profitieren dabei von der Zugehörigkeit als Präsenzgruppe zu einem FHM-Standort, aber auch von einer standortübergreifenden Studiengruppe, der Fachkompetenz aller Standorte und oft auch von einer 4-Tage-Woche.
Ein zentrales Thema der FHM ist die Forschung. Herr Prof. Dr. Wittberg, was passiert hier aktuell?
Prof. Dr. Volker Wittberg: Zukunftsthemen für den Mittelstand und das Handwerk sind seit der Gründung der FHM die Triebfeder für unsere Forschung und Entwicklung. Wir betreuen aktuell über 40 europäische, nationale und regionale Projekte. Ein aktuelles Role Model ist das mit einer Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen laufende Projekt „KIDiHa“ zu Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) im Handwerk. In Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, dem Fraunhofer IOSB-INA und KI.NRW zeigen wir konkret, wie Künstliche Intelligenz dem Handwerk nützen kann. Im Juli 2025 gab es dazu eine Ausstellungseröffnung an der FHM Bielefeld, zu der wir auch Ina Brandes MdL, die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, begrüßen durften.
Welche weiteren Forschungs- & Entwicklungsprojekte gibt es?
Prof. Dr. Volker Wittberg: Zwischen 2021 und 2024 haben wir Drittmittelprojekte mit einem Volumen von rund 15 Millionen Euro eingeworben – das zeigt, wie stark die FHM auch in der Forschung wissenschaftlich aufgestellt ist. Das bereits erwähnte Projekt KIDiHa fußt auf einer Vielzahl von Forschungsprojekten zu Digitalisierungs- und Sicherheitsthemen, derzeit schwerpunktmäßig in dem in Düren angesiedelten Multi University-Institut für Cybersicherheit und digitale Innovationen, das durch den Kreis Düren gefördert und mit der britischen University of Gloucestershire gemeinsam betrieben wird. Außerdem forschen wir in mehreren ERASMUS+-Partnerschaften zu praktischen Bildungs- und Verbreitungskonzepten im Bereich der Nachhaltigkeit. Innovative Ideen und Konzepte sind ebenfalls im Forschungsfeld Stadt und Land gefragt – zum Beispiel in der Gemeinde Kalletal und im Kreis Herford, die von der FHM begleitet eine Sektorale Dekarbonisierungsoption anstreben. Nicht zuletzt tragen europäische Projekte zur digitalen Bildung auch zur Entwicklung der FHM Online-University bei. Das Erasmus+-Projekt Hybot beschäftigt sich beispielsweise mit dem Einsatz von Chatbots in der Lehre.
Auch das Thema Internationalisierung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wie ist die FHM hier aufgestellt?
Prof. Dr. Volker Wittberg: Internationalisierung ist eines unserer zentralen Qualitäts- und Entwicklungsmerkmale und seit Gründung fest in unserem Leitbild verankert. Die FHM ist regional verwurzelt und verfolgt gleichzeitig eine internationale Ausrichtung als Partner eines weltweit expandierenden Mittelstands. Das Hauptziel besteht darin, mittelständische Unternehmen im Internationalisierungsprozess zu unterstützen, indem der Führungskräftenachwuchs mit internationaler Erfahrung qualifiziert und gefördert wird. Die Strategie umfasst vor allem Themen und Konzepte im Bereich GlobalSMEs, die in Forschung und Lehre, wissenschaftlichen Projekten, Hochschulkooperationen und institutionellen Netzwerken im Mittelstandssektor verankert sind. Wir pflegen zahlreiche europäische und außereuropäische Hochschulkooperationen, die nicht nur innovative Studiengänge fördern, sondern auch den Aufbau von Forschungsstrukturen und die Unterstützung zukunftsweisender Forschungsthemen ermöglichen.
Was sind hier aktuelle Entwicklungen?
Prof. Dr. Volker Wittberg: Wir haben neue Welcome Center der FHM in China und in Indien eröffnet. Die FHM hat mehrere internationale Studiengänge im Programm, die ausländische Studierende am Campus in Berlin, Düren oder Frechen zu starken Führungspersönlichkeiten für den globalen Arbeitsmarkt ausbilden. Einer der größten ist der M.A. International Management, der sich gezielt an bereits spezialisierte Bachelorabsolventinnen und -absolventen richtet, meist aus China oder Indien. Ebenfalls beliebt ist der M.Sc. International Technology Transfer Management (ITTM). Den Master-Studiengang hat die FHM für internationale Bachelorabsolventinnen und -absolventen aus den Bereichen Ingenieurwesen und Informatik entwickelt.
Frau Prof. Dr. Dreier, welche gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen Ihnen derzeit besonders – und wie reagiert die FHM darauf?
Prof. Dr. Anne Dreier: Der Mittelstand ist ganz besonders vom demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel in fast allen Bereichen und der digitalen Transformation betroffen. Durch unsere Praxis- und Kompetenzorientierung bereiten wir unsere Studierenden ganzheitlich darauf vor, ihr eigenes Innovationspotenzial zu entfalten und eine führende Rolle in der zukunftsorientierten Wirtschaft zu übernehmen. Hierzu gehören natürlich die Befähigung, Zusammenhänge zu verstehen, Unternehmergeist zu entwickeln, Problemstellungen selbstständig zu lösen und Teams führen zu können. Die FHM setzt hierbei auf viele Lehrprojekte, Study-Events, Quizzes, Podcasts oder Vodcasts, um nur einiges zu nennen, und natürlich, insbesondere auf technologische Innovationen wie KI oder Education Technologies. Darüber hinaus setzen wir gezielt auf eine akademische Qualifizierung, die bereits erworbene Kompetenzen anerkennt. Dies können Fort- und Weiterbildungen sein: zum Beispiel für Erzieherinnen und Erzieher, für Meisterinnen und Meister, Technikerinnen und Techniker oder andere berufserfahrene Fachkräfte. Mit unseren praxisnahen Studienmodellen und -zeiten ermöglichen wir vielen Studierenden einen akademischen Abschluss ohne Karriereunterbrechung. Dies fördert die Bildungsgerechtigkeit und trägt aktiv zur Sicherung und zum Aufbau von Fach- und Führungskräften im Mittelstand bei.
Inwiefern kommt das Thema KI in der FHM zum Tragen?
Prof. Dr. Anne Dreier: Die Künstliche Intelligenz beschäftigt uns in der FHM sehr – in der Lehre, der Forschung und in der täglichen Arbeit. Wir haben sehr früh eine Zukunftswerkstatt zu diesem Thema etabliert, gemeinsam mit Studierenden experimentiert, viele Veranstaltungen dazu durchgeführt und eine Ausstellung entwickelt. Ein Weiterbildungsprogramm zur KI-Managerin oder zum KI-Manager ist fest etabliert, ab Oktober 2025 wird ein KI-Grundlagenmodul in jeden Studiengang integriert. Wir möchten, dass unsere Studierenden die Möglichkeiten und Grenzen der KI kennenlernen, einschätzen und auch bewerten können. Dafür haben wir sogar einen Preis für die beste mit KI erstellte Abschlussarbeit ausgeschrieben. Außerdem forschen wir bereits seit einigen Jahren in zahlreichen Projekten zum Thema Künstliche Intelligenz.
Was hat sich im Bereich der Hochschule als Organisation verändert, Herr Prof. Dr. Lentz?
Prof. Dr. Patrick Lentz: Die FHM agiert aus einer sehr positiven und zufriedenstellenden wirtschaftlichen Situation heraus. Es ist ein wichtiges Signal, dass unsere wirtschaftlichen und administrativen Prozesse stabil aufgestellt sind und wir mit Weitblick agieren. Organisatorisch entwickeln wir unsere Prozesse permanent weiter. Unsere Standorte wurden technisch aufgerüstet – so können wir moderne Lehre garantieren, egal wo in Deutschland. Für die Zukunft planen wir, diese Prozesse weiter zu optimieren und auszubauen, um sowohl die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden als auch die Qualität unserer Bildungsangebote kontinuierlich zu verbessern. Wir freuen uns sehr, dass wir in den letzten Monaten insgesamt fünf neue Professorinnen und Professoren berufen konnten. Wir haben außerdem einige neue Wissenschaftliche Leiter an den Standorten der FHM begrüßen dürfen: an der FHM Rostock Prof. Dr. René Börrnert und an der FHM Köln Prof. Dr. Stefan Kombüchen. An der FHM Waldshut wird Prof. Dr. Christopher Grieben und an der FHM Hannover Prof. Dr. med. Michael Fantini jeweils zum 1. Oktober die Wissenschaftliche Leitung übernehmen.
Zum Abschluss: Die ersten 25 Jahre waren spannend und erfolgreich. Was ist der Weg in die Zukunft?
Prof. Dr. Anne Dreier: Die FHM ist eine der führenden privaten Hochschulen in Deutschland. Wir haben im vergangenen Jahr ein neues Leitbild formuliert, es gibt eine neue Marke und eine klare Strategie: Mit unserer Mittelstandsorientierung, unserer Kompetenzorientierung, unserer Praxisorientierung und unserer persönlichen Lehr- und Lernatmosphäre haben wir ein sehr großes Netzwerk aus fast 6.000 Studierenden, über 15.000 Alumni, aktuell 85 Professorinnen und Professoren, gut 250 Lehrbeauftragten, fast 500 Kooperationspartnern und sehr vielen persönlichen Kontakten und Netzwerken in der Wirtschaft, der Gesellschaft und auch der Politik aufbauen können. Auch wenn sich die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen genauso wie die Anforderungen an eine zukunftsorientierte Bildung zurzeit stark ändern, bin ich sicher, dass wir uns mit unserer Strategie „One FHM“ auch in den nächsten Jahren positiv entwickeln. Wir werden die Bildungslandschaft auch in den kommenden Jahren mit innovativen Studiengängen und -formen, internationalen Kooperationen und zukunftsorientierter Forschung mitgestalten. „Zusammen das Morgen gestalten“ ist unser Motto und dies werden wir gemeinsam mit unseren Professorinnen und Professoren, allen Mitarbeitenden, Partnern und Studierenden umsetzen. In einer sich wandelnden Welt brauchen wir genau das: Menschen, die mit Mut, Wissen und Verantwortung unsere Zukunft gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die nächsten 25 Jahre!