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| Hochschulnews

Wie das Start-Up #SPEKTRUMTAGS® und ein EU-Forschungsprojekt Wege zu barrierefreier Kommunikation und inklusiver Teilhabe ebnen

Am vergangenen Freitagabend fand auf dem Campus der Fachhochschule des Mittelstands Hannover ein Vortragsabend statt, der sich der zentralen Frage widmete: „Wie können Barrieren in der Kommunikation abgebaut und neurodivergenten Menschen mehr Teilhabe ermöglicht werden?“ Zwei präsentierte wegweisende Projekte – das Start-Up #SPEKTRUMTAGS® und das EU-Forschungsprojekt ASD-INtoJOB – bieten innovative Ansätze, um den Alltag und die Arbeitswelt inklusiver zu gestalten. Während #SPEKTRUMTAGS® ein Konzept zur Überwindung unsichtbarer Kommunikationsbarrieren umfasst, gibt es aus ASD-INtoJOB erste wissenschaftliche Ergebnisse zu den Herausforderungen und Chancen autistischer Menschen auf dem Arbeitsmarkt.

Konstanze Vogel, freiberufliche Texterin, Journalistin und Webdesignerin, und Ines Dartmann-Quintelier, freiberufliche Autismustherapeutin, haben im vergangenen Jahr #SPEKTRUMTAGS® gegründet, um eine bestehende Bedarfslücke für neurodivergente Menschen zu schließen. Persönliche Erfahrungen als Eltern von Kindern mit Autismus und anderen neurodivergenten Diagnosen, machten ihnen bewusst, wie viele Barrieren im Alltag oft unbemerkt bleiben. „Wenn ein Rollstuhlfahrer auf eine verschlossene Tür zufährt, sieht man das und hilft – aber was, wenn die Behinderung unsichtbar ist?“, so Vogel. 

Aus Frust über die unsichtbaren Kommunikationsbarrieren suchten sie nach Lösungen für neurodivergente Menschen und wurden nicht fündig. Und damit kam die Idee für #SPEKTRUMTAGS®: Einheitliche Tags, wie #abstand oder #abläufe, die es Menschen mit beispielsweise Autismus, ADHS, Migräne oder Depressionen ermöglichen, ihre Bedürfnisse klar und unkompliziert zu kommunizieren, ohne dass ausführliche Erklärungen notwendig sind. Damit können unsichtbare Barrieren abgebaut werden, die eine Teilhabe am alltäglichen Leben verhindern – sei es bei Einkäufen, Friseurbesuchen oder kulturellen Veranstaltungen. Der Bedarf ist groß: „15 bis 20 Prozent der Deutschen befindet sich auf dem neurodiversen Spektrum.“, unterstreicht Dartmann-Quintelier.

Bereits in Bereichen wie Schulen, Beratungsagenturen und Hundeschulen finden #SPEKTRUMTAGS® in Form von Formularen Anwendung. Das Konzept sei aber grundsätzlich für alle Lebensbereiche geeignet und kann darüber hinaus auch in Unternehmen Anwendung finden, beispielsweise für Bewerbungs- und Entwicklungsgespräche sowie für Seminare oder Workshops – so die Gründerinnen. Als neuestes Projekt stellten #SPEKTRUMTAGS® das umfassende Veranstaltungskonzept für das GOP Varieté Theater Hannover vor, welches voraussichtlich bereits ab Ende Februar zum Einsatz kommen wird. Von der Online-Buchung mit detailliertem Sitzplan über spezielle #SPEKTRUMTAGS®-Tische bis hin zu alternativen Garderobenlösungen und der Möglichkeit, vor Ort schriftlich zu bestellen – hier werden Barrieren gezielt abgebaut. 

ASD-INtoJOB: Erste Forschungserkenntnisse für den Arbeitsmarkt

Passend zum praxisorientierten Beitrag von #SPEKTRUMTAGS® präsentierte FHM-Professorin Anett Wolgast mit dem Schwerpunkt Pädagogische Psychologie erste Ergebnisse des EU-Forschungsprojekts ASD-INtoJOB. Im Rahmen des Projekts wurden insgesamt 70 Interviews in Deutschland, Griechenland, Italien, Rumänien und Portugal durchgeführt – 34 mit autistischen Menschen und 36 mit Führungskräften. Die ersten Ergebnisse zeigen unter anderem, dass es gezielter Trainings bedarf – für autistische Menschen sowie für arbeitgebende Führungskräfte, um Kompetenzen zu fördern und Barrieren im Arbeitsalltag abzubauen. Zentral sind außerdem maßgeschneiderte Arbeitsplatzanpassungen und strukturierte Übergangsprogramme von der Schule über Ausbildung oder Studium in den Beruf, um den Einstieg für autistische Menschen in die Arbeitswelt zu erleichtern. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig ein verbessertes Verständnis von Autismus ist, um langfristig inklusive Arbeitsplätze zu schaffen und zwischenmenschliches Verständnis am Arbeitsplatz dauerhaft zu fördern. 

Perspektiven: So geht es weiter

FHM-Professorin Marlies Kroetsch für Sozialpädagogik und Studiengangsleiterin des Bachelor-Studiengans Sozialpädagogik und Management begrüßte am vergangenen Freitag ein vielfältiges Publikum – Studierende, Mitarbeitende aus diversen Einrichtungen sowie Betroffene und Angehörige. Der Abend verdeutlichte eindrucksvoll, wie interdisziplinärer Austausch innovative Lösungsansätze hervorbringt. 

Und das ist erst der Auftakt: Bereits im letzten Jahr führten erste Gespräche mit #SPEKTRUMTAGS® zu einem gemeinsamen Studierenden-Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Professorin Wolgast, das in diesem Jahr durchgeführt wird.  Sowohl #SPEKTRUMTAGS® als auch ASD-INtoJOB stehen an einem spannenden Wendepunkt und planen neue Kooperationen mit Unternehmen und Institutionen, um alltägliche Möglichkeiten für neurodiverse Menschen weiter zu erhöhen. 

Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie unter: 

https://spektrumtags.de/

https://www.asdintojob.eu/about

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