Boom vor dem Traumfinale der Fußballromantik: Prof. Dr. Marcus Bölz zum DFB Pokalfinale
Mehr als 1,6 Millionen Ticketanfragen gingen beim DFB für das Pokalfinale des DSC Arminia Bielefeld gegen den VfB Stuttgart ein. Der DFB-Server ist zeitweise wegen Überlastung zusammengestürzt. Mehr Boom für ein deutsches Pokalfinale gab es bisher nicht. Das dieses Wochenende anstehende Spiel elektrisiert anscheinend zwei Regionen und die Berliner Polizei geht von Hunderttausenden aus Ostwestfalen und dem Großraum Stuttgart aus, die auch ohne Tickets in die Bundeshauptstadt reisen werden, um das Fußballfest zu feiern. Zum Pokalfinale äußert sich Prof. Dr. Marcus Bölz in einem Kommentar.

Prof. Dr. Marcus Bölz lehrt an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld und Berlin in den Medien- & Kommunikationsstudiengängen und ist Leiter des Instituts für Sportkommunikation (IfS). Er sitzt in Berlin, hat in Bielefeld gelebt und stammt aus Stuttgart.
Boom vor dem Traumfinale der Fußballromantik
Woher kommt der Boom für nur eine Fußballpartie? Entgegen jeglicher Logik der Fußballbranche hat sich nicht der Primus Bayern München oder finanzkräftige Fußballkonstrukte wie RB Leipzig oder Bayer 04 Leverkusen durchgesetzt, sondern wie in einem modernen Märchen hat mit Arminia ein Underdog mit Tradition das Finale gegen eine andere Traditionsmannschaft erreicht, die vor kurzem noch eine Abstiegsrelegation gespielt hat. Und in kurzer Zeit wie Phoenix aus der Asche von einem Trainer wachgeküsst wurde, der den Verein vom Tabellenletzten zum Vizemeister – und jetzt zum Pokalfinalisten gemacht hat. In nicht weniger als zwei Jahren und einem Monat.
Das sich am Ende diese Traditionsmannschaften durchgesetzt haben ist nichts anderes als gelebte Fußballromantik. Und vielleicht wird am Ende noch Fußball-Geschichte geschrieben: Bielefeld kann die erste Mannschaft werden, die als Drittligist den DFB-Pokal gewinnt. Die Spannung ist kaum zu toppen.
Die Emotionen um die Partie in den Regionen zeigt: In einer durchaus kritischen gesamtgesellschaftlichen Situation ist Fußball nicht nur ein Katalysator regionaler Identität. Fußball hat auch die gesellschaftliche und psychologische Kraft, eine sich in Meinungen, Haltungen und sozialen Realitäten divergierende Gemeinschaft einen zu können.
Wer am Ende das Fußballfest entscheiden wird, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen, sagte der Philosoph Aristoteles. Das gilt auch für die beiden Mannschaften. Sie haben bereits jetzt ein modernes Kapitel Fußballgeschichte geschrieben. Alle sind bereits, dass ein neues Fußballmärchen entstehen kann – und das in diesen allgemein so flautigen Zeiten. Dies sind die Mythen, die unsere geschundene Seele gerade so gut brauchen kann. Danke Arminia. Danke VfB.
Prof. Dr. Marcus Bölz
Leiter des Instituts für Sportkommunikation (IfS)
an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM)