Zum Hauptinhalt springen Zum Seitenende springen
| FHM.MEINUNG

Kalajdzic oder der Friede der Alm – kein Abstieg diese Saison wäre eine starke Geste!

Bei der Bundesligapartie Bielefeld gegen Stuttgart blieb DSC-Stürmer Fabian Klos am Samstag nach einem Zusammenprall mit seinem Teamkollegen Alessandro Schöpf auf dem Boden liegen. Sasa Kalajdzic vom Gegner VFB Stuttgart fackelte nicht lange: Weil die Sanitäter aus seiner Sicht zu langsam waren, nahm Kalajdzic ihnen die Bahre ab und rannte damit selbst zu Fabian Klos, um schnellstmögliche Hilfe zu garantieren. Das war mehr als eine Fairplay-Szene. Und das mitten im sogenannten „Abstiegskampf“.

Prof. Dr. Marcus Bölz ist Professor für Sportjournalismus und Leiter des Instituts für Sportkommunikation an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM). In einem Statement ordnet er den Begriff „Abstiegskampf“ ein. Für ihn ist klar: „Nach der Coronakrise und dem aktuellen Kriegsgeschehen gibt es auch für Fußballfans kaum noch emotionale Reserven, sich gedanklich auf Klassenkämpfe in der Bundesliga einzulassen.“

Hier gibt es das ganze Statement:

„Wer vor dem Hintergrund des Völkermords in Butcha über den Begriff „Abstiegskampf“ nachdenkt, kommt sehr schnell ins Grübeln, ob unser zeitgenössisches Fußballvokabular tatsächlich noch zum aktuellen Zeitgeschehen passt. Die Aktion von Sasa Kalajdzics in der Partie Bielefeld gegen Stuttgart zeigte vor allem Eines: Für ihn gab es in der Situation keinen sportlichen Freund oder Feind, sondern nur ein Miteinander im Schmerz. Was für eine Geste an den direkten sportlichen Kontrahenten. Was für eine Geste in unserer Zeit der digitalen, realen und militärischen Konfrontation auf allen Ebenen.

Tatsächlich drängt sich ein Gedanke auf: Nach der Coronakrise und dem aktuellen Kriegsgeschehen gibt es auch für Fußballfans kaum noch emotionale Reserven, sich gedanklich auf Klassenkämpfe in der Bundesliga einzulassen. Auch wir Fans sind mental ausgezehrt. So bleibt die Frage, ob der bezahlte Fußball in der ersten und zweiten Bundesliga vor dem Hintergrund der Krisen bei den „Abstiegskämpfen“ vielleicht mal ein Jahr mit dem Abstieg pausieren sollte.

Vor dem Hintergrund des Krieges kein Abstieg im deutschen Profifußball – und vor allem kein „Abstiegskampf“. Weil wir alle keine mentalen Energien mehr haben für noch mehr Kampf. Die Folgen wären für die Corona-gebeutelten Fußballvereine sowieso nur positiv. Überall sind die Etats der Clubs leer. Mit den Mehreinnahmen von vier mehr Spielen in der darauffolgenden Saison könnten sich die Vereine wenigstens ein bisschen finanziell konsolidieren und der deutsche Gesamtfußball hätte ein fundamentales Zeichen gegen Kampf und Krieg gesetzt. Was spricht eigentlich dagegen?“

Prof. Dr. Marcus Bölz, Professor für Sportjournalismus und Leiter des Instituts für Sportkommunikation an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM)

Alle News
Ausgezeichnet! Zertifizierte Qualität an der FHM.